Aktuelle Nachrichten rund um Nutzhanf und das Nutzhanf-Netzwerk e.V.

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Exkursion des Nutzhanf-Netzwerkes

Ein Bericht von Franz-Peter Schollen

Zu Besuch bei der Vogtlandfaser GmbH

Am 30. Juli 2024 besuchten Mitglieder des Nutzhanf-Netzwerk e.V. die Vogtlandfaser GmbH & Co. KG in ostthüringischen Paren. Das 2006 gegründete Unternehmen hat sich auf die Verarbeitung von Hanffasern und Hanfschäben spezialisiert und verarbeitet seit 2010 Hanf aus der Region – aktuell von rund 300 Hektar Anbaufläche. Davon stammen 130 bis 150 Hektar von der Pahren Agrar Kooperation, der Rest von 18 weiteren Landwirten. Etwa 95 % dieser Flächen werden biologisch bewirtschaftet, wodurch Vogtlandfaser zu einem Experten für biologisch angebauten Hanf geworden ist. Konventionell angebauter Hanf lässt sich hier aber auch verarbeiten.

Thomas Schink, Leiter der Vogtlandfaser, stellte das Unternehmen vor und erklärte die Funktionsweise der Dekortikationsanlage, dessen Herzstück eine Hammermühle ist. Die Anlage zerlegt das Hanfstroh in Fasern und Schäben. Nach Auflösung der Ballen beginnt dieser Prozess mit dem Brechen des verholzten Rohmaterials. Anschließend werden die holzigen Schäben in mehreren Schritten von den Fasern getrennt. Am Ende des Prozesses werden die Fasern in Ballen gepresst und die Schäben für verschiedene Anwendungen in 15 kg Presssäcke oder Big Bags abgepackt – zum Beispiel für die die Bauindustrie oder als Tierstreu.

Beim Thema Anbau- und Erntetechnik erläuterte Schink u.a., dass die Aussaat des Hanfs Ende April bis Anfang Mai erfolgt. Der Hanf wird eng gesät, um möglichst feine Fasern zu erzeugen. Die Aussaatstärke liegt in der Regel bei 40 kg/ha. Die Ernte erfolgt im Herbst, zumeist im Oktober. Dafür kommt das Lohnunternehmen Karl Krumm aus 88416 Erlenmoos/ Baden-Württemberg mit einem seiner umgerüsteten Mähdrescher, die sowohl die Hanfkörner als auch die Hanfstängel ernten können. Während die Hanfstängel auf 60 cm Länge geschnitten und für die nachfolgende Röste in einem Schwad abgelegt werden, müssen die geernteten Hanfkörner noch am gleichen Tag getrocknet werden.

Anders als sonst üblich erfolgt die Strohbergung auf den Hanfanbauflächen der Pahren Agrar Kooperation erst im März des Folgejahres. „Ja, wir lassen das Stroh fast ein halbes Jahr liegen“, bestätigte Schink auf Nachfrage eines Teilnehmers. “Wenn der Frost aus dem Boden raus ist, wenden wir das Material einmal mit einem Bandschwader, und pressen es dann bei 10 bis maximal 14 % Feuchtigkeit zu Quaderballen, die so um 450 Kilogramm wiegen. Man muss dafür eine Woche schönes Wetter haben, dann ist diese Ware trocken.” Und: “Obwohl das Stroh relativ dunkel wird, können wir es auch an die Textilindustrie verkaufen – die fertigt daraus u.a. sogar Uniformen für die US Army!“

Die Kapazität der Anlage ist auf die Verarbeitung der Erntemengen von 600 to Hanfstroh ausgelegt. Dabei werden in guten Jahren bis zu acht Tonnen Hanf pro Hektar geerntet, in schlechten Jahren können es auch nur zwei Tonnen sein. Die Anlage arbeitet normalerweise mit drei Mitarbeitern, was ausreicht, um die gesamte Ernte effizient zu verarbeiten.

Zu den wirtschaftlichen Aspekten des Hanfanbaus meinte Thomas Schink u.a.: “Mit Hanf lässt sich Geld verdienen, aber es ist nicht leicht.” Er wies darauf hin, dass Hanf eine werte-schaffende Kultur für die Fruchtfolge darstellt und betonte die Bedeutung regionaler Kooperationen zwischen Landwirten und Verarbeitern. Gleichzeitig warnte er davor, den Anbau von Hanf zu beginnen, ohne vorher sicherzustellen, dass es Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten in wirtschaftlich vertretbarer Nähe gibt – ein Punkt, der in Deutschland noch immer eine Herausforderung darstellt.

Die Exkursion bot den Teilnehmern neben der herausragenden Gastfreundschaft der Vogtlandfaser GmbH umfassende Einblicke in die Welt der Hanfverarbeitung und zeigte, dass Vogtlandfaser nicht nur technisch versiert ist, sondern auch strategisch denkt. Der Besuch verdeutlichte die Potenziale und die Herausforderungen des Hanfanbaus und der -verarbeitung in Deutschland und zeigte eindrucksvoll, wie aus der alten Kulturpflanze Nutzhanf ein modernes, vielseitig verwendbares Produkt entsteht.

Industriehanf: Özdemir kündigt Gesetzesänderung an

Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, hat auf dem Parlamentarischen Abend der Cannabiswirtschaft die Streichung der sogenannten “Rauschklausel” angekündigt. Diese Sonderregel führt dazu, dass selbst sehr neidrige Gehalte von THC im Nutzhanf zur Strafbarkeit, Razzien und Betriebsschließungen führen können. In Verbindung mit weiteren bürokratischen Hürden hat dies den Einsatz und die Weiterverarbeitung von Nutzhanf in Deutschland behindert.

Nutzhanf als Sommerfrucht

Manche Landwirte konnten im vergangenen Herbst kein Wintergetreide aussäen. Für Sie könnte Nutzhanf eine mögliche Alternative sein.

Nutzhanf bietet sich als alternative Sommerfrucht an, denn er bringt viele Vorteile mit. Wenn nach der Aussaat Ende April ausreichend Wasser verfügbar ist, entwickelt er sich sehr schnell. Je nach Sorte kann er bis zu 4 m hoch wachsen. Das führt zugleich dazu, dass er gut Unkräuter unterdrücken kann. Seine Wurzeln reichen bis zu 3 m tief in den Boden. Das macht ihn widerstandsfähig gegen Trockenperioden. Das tiefe Wurzelwerk sorgt außerdem dafür, dass sich Humus im Unterboden anreichert und die ausgeprägte Schattengare verleiht ihm einen hohen Vorfruchtwert.

Im Hinblick auf die Vermarktungschancen ist in den meisten Regionen Deutschlands nur die Ernte der Hanfkörner sinnvoll. Will man auch die Stängel ernten und vermarkten, ist das nur in regionaler Nähe von spezialisierten Verarbeitungsunternehmen zu empfehlen.

Auf Grund der starken Niederschläge im Herbst 2023 war es in manchen Regionen nicht möglich, Wintergetreide auszusäen. Für Landwirte, die überlegen im Frühjahr Nutzhanf auszusäen, hat das Nutzhanf-Netzwerk e.V. einige Anbautipps sowie Möglichkeiten und Chancen bei der Verarbeitung und Vermarktung zusammengestellt. Das bundesweit tätige Netzwerk setzt sich für die Förderung des Nutzhanfanbaus in Deutschland ein und unterstützt Landwirte, Unternehmen und Interessierte bei allen Fragen rund um Anbau und Verwertung.

Ökoregelung 6 erweitert: Nutzhanf nun förderfähig

Im Rahmen der bundesweit gültigen Vorgaben zur Ökoregelung 6 – Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel – ist eine wichtige Erweiterung vorgenommen worden. Die Liste der förderfähigen Anbaumethoden und Kulturen, die sich durch den Verzicht auf einen Pflanzenschutzmitteleinsatz auszeichnen, umfasst nun auch den Anbau von Nutzhanf. Diese Erweiterung folgte auf Hinweise des Nutzhanf-Netzwerk e.V. an die zuständige Behörde. Der Verein machte darauf aufmerksam, dass beim Anbau von Nutzhanf auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln verzichtet wird.

Durch die Aufnahme in die Liste der förderfähigen Nutzungsarten unter der Ökoregelung 6 sind Landwirte, die Nutzhanf anbauen, nun berechtigt, eine zusätzliche Prämie von 150,00 € pro Hektar zu erhalten. Der Verein Nutzhanf-Netzwerk e.V. begrüßt diese positive Entwicklung und sieht sich in seinen Bemühungen bestärkt, den Anbau und die Verwertung von Nutzhanf als ökologisch nachhaltige Vorzeigekultur weiter zu fördern.

Ernährungsaspekte von hanfbasierten Produkten und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistung von Monogastern

Ernährungsaspekte von hanfbasierten Produkten und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistung von Monogastern

Nachhaltige Landwirtschaft konzentriert sich darauf, Lebensmittel und Futtermittel zu produzieren, die die Lebensmittelsicherheit gewährleisten und gleichzeitig eine entscheidende Rolle im Umweltschutz spielen. Landwirte, unterstützt durch wissenschaftliche Forschung, untersuchen neue Proteinalternativen für Tiere, die eine hohe Leistung gewährleisten und gleichzeitig ihre Gesundheit bewahren. Hanf erfreut sich dabei wachsender Beliebtheit.

Hanfbasierte Produkte bieten ernährungsphysiologische Vorteile für Monogaster und tragen zu ihrer Gesundheit und allgemeinen Leistungsfähigkeit bei. Die Verwendung von Hanf in der Tierfütterung steht im Einklang mit den Zielen der nachhaltigen Landwirtschaft und bietet eine umweltfreundliche Proteinquelle. Die laufende Forschung zielt darauf ab, die ernährungsphysiologischen Aspekte von hanfbasiertem Tierfutter genauer zu untersuchen, um die Vorteile für Monogaster zu optimieren.

Nutzhanf in Deutschland – tut sich noch schwer…

… heißt die Headline eines Beitrags in der Zeitschrift Cannavision 2/2023. Aaron Kamperschroer und Franz-Peter Schollen, beide vom Nutzhanf-Netzwerk e.V., gehen der Frage nach, warum die Nutzhanf-Anbauflächen in Deutschland im Jahr 2023 um über 1.000 Hektar zurückgegangen sind.  Und sind trotzdem optimistisch, dass die Anbauzahlen bald wieder anziehen dürften. Hier der Link zu einem PDF mit dem Artikel…

Cannabinoide als natürliche Pestizide in der Landwirtschaft

Bauern blockieren in Deutschland Autobahnen und das Regierungsviertel, während sie auf das Potenzial von Nutzhanf als nachhaltigem Rohstoff für Baumaterial, Bio-Sprit und Kleidung hinweisen. Trotzdem wird der Einsatz von Hanfpflanzen von einem grünen Landwirtschaftsminister bisher vernachlässigt, obwohl Industriehanf Schädlinge abwehren und möglicherweise ökologische Pestizide ermöglichen könnte. Forschungsprojekte in den USA zeigen vielversprechende Ansätze, doch die deutsche Landwirtschaft hofft auf ähnliche Chancen, um ökologisch nachhaltiger zu agieren und Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu erhalten.